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Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Rundweg: Kelten auf der Dornburg

Die Dornburg ist ein bedeutendes Bodendenkmal. Hier siedelten in der Hallstatt- und Latènezeit Kelten und errichteten im ersten vorchristlichen Jahrhundert eine stadtähnliche Anlage. Von dem ehemals ca. 34 - 37 ha großen Oppidum ist heute nur noch etwa die Hälfte erhalten. Als markantestes Relikt gibt der Abschnittswall im Westen, die sog. "Rödches Mauer", einen Eindruck von der ehemaligen Dimension der Anlage.

Mit einem ca. 4 km langen Rundweg über die Dornburg und den Blasiusberg möchten wir versuchen, Ihnen die Dornburg und ihre Umgebung – und natürlich besonders ihre Geschichte – etwas näher zu bringen.

Einige Schautafeln, entlang des Weges, und diese Seiten, im Web, sollen Ihnen hierzu Informationen bereitstellen. Dazu gehören dann auch einige Aspekte, die zwar keine "keltischen Themen" ansprechen, aber "am Wege liegen".

In diesem Zusammenhang möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf folgende Punkte lenken:

  1. Eisstollen / "Ewiges Eis"
  2. Hildegardisfelsen
  3. Hildegardiskapelle
  4. Dornburgplateau
  5. Abschnittswall / "Rödches Mauer"
  6. Totenweg / Basaltabbau
  7. Blasiusberg

Die Erstellung der Infotafeln wurde gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Hessen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)".

Für die erfahrene Unterstützung und Förderung möchten wir uns als Kultur- und Geschichtsverein bei allen Beteiligten herzlich bedanken. Besonders seien hier erwähnt:

  • Gemeinde Dornburg
    Wappen der Gemeinde Dornburg

  • Land Hessen
    Logo des Bundeslandes Hessen

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
    Logo des BMEL

  • Geopark Westerwald - Lahn - Taunus
    Geopark-Logo

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Rundweg: Kelten auf der Dornburg – Station 7

Blasiusberg

Schon seit Menschengedenken hat dieser Berg die Bewohner der Region beeindruckt. Der aus dem Höhenzug des Watzenhahn südlich vorspringende Basaltkegel prägt die Landschaft – durch seine Form und seine Höhe. Vom Fuß des Berges bis zum Plateau mit der Blasiuskapelle sind 80 Höhenmeter zu überwinden.

Bild Blasiusberg mit Reif
Im Winter bietet der Blasiusberg ein vielleicht noch eindrucksvolleres Bild

Der Berg in vorgeschichtlicher Zeit

Nahe dem Oppidum Dornburg gelegen war dieser Kegelberg für die Menschen, die in seiner Umgebung siedelten, wahrscheinlich schon prähistorischer Zeit ein besonderer, kultischer Platz wie u. a. Demandt vermutet. Darauf deuten auch einige Steine hin, die Ende des letzten Jahrhunderts am Berghang gefunden wurden. Heute sind sie im nördlichen Seitenschiff der Kapelle, gleich rechts hinter dem Eingang, aufgestellt (Die Steine bestehen aus Trachyt, einem nicht ortsüblichen Material).

Hierbei handelt es sich möglicherweise um Bruchstücke eines Anfang des 19. Jahrhunderts erwähnten Gerichtssteins. Der damalige Pfarrer Hilb identifizierte diesen Stein als einen vorchristlichen Opfertisch, weshalb er zerschlagen und entfernt wurde.

Sollte dies zutreffen, so wäre es ein Hinweis auf eine Platzkontinuität von der heidnischen, keltisch-germanischen in die christliche Periode.

Im rechten Seitenschiff der Kapelle befindet sich noch ein großer Stein, der gewöhnlich als "Taufstein" bezeichnet wird. Herkunft und Bedeutung dieses Steins sind nicht geklärt. Ähnliche Steine findet man auch an anderen Stellen – etwa am Magdalensberg in Kärnten oder in Thalheim im Erzgebirge.

Christianisierung
im Lahngau

Die ersten Kontakte mit dem Christentum reichen wahrscheinlich bis in die Zeit zurück, als die Grenze des römischen Reiches, der Limes, durch das Gebiet von Westerwald und Taunus lief. Entlang dieser Linie wurden nicht nur Waren, sondern auch Ideen ausgetauscht.

Nach der Legende war bereits im 4. Jahrhundert Lubentius an der Lahn missionarisch tätig. Er wirkte an der Mosel - und es gibt keine Belege, dass er jemals an der Lahn war.

Die Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig an der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert markiert dagegen wohl den tatsächlichen Beginn der Mission auch in diesem Teil des fränkischen Reiches.

Als Bonifatius 721 von Rom aus zur Germanenmission aufbrach, war dieser Teil des fränkischen Reiches offensichtlich bereits christianisiert, da er seine Missionstätigkeit nach Osten (Thüringen) und Norden (Friesen) konzentrierte. Zu dieser Zeit dürften also bereits Pfarreien in unserem Raum bestanden haben.

Für eine solche Platzkontinuität spricht auch der Umstand, dass ursprünglich der Erzengel Michael und nicht St. Blasius Patron der hier errichteten Kirche war, wie schon Struck (1976) schreibt. Davon zeugt heute noch die Darstellung des Erzengels in einer Nische des Hochaltares, neben dem großformatigen Bild von St. Blasius. Michael ist ein Begriff aus dem Hebräischen und bedeutet: "Wer ist wie Gott?"

Dieser Patron stellt also die Frage nach dem wahren Gott: den keltisch-germanischen Göttern oder dem Gott des Christentums. Dieser Patron begegnet daher häufig an Orten, wo ein heidnischer Kultplatz "umfunktioniert" wurde.

Der Blasiusberg im Mittelalter

Und das Patrozinium des Erzengels Michael spielte während des Mittelalters für diesen Ort eine nachhaltige, wichtige Rolle. In dieser Zeit tagte dort das Kirchspiel- oder Zentgericht, dass in seinem Siegel den Erzengel führt. Vor diesem Gericht wurden viele Rechtsgeschäfte verhandelt und mit dem Bild Michaels beurkundet. Erst im Spätmittelalter (vermutlich etwa 1450) wird St. Blasius, einer der 14 Nothelfer, neuer Patron der Kirche.

In der ersten urkundlichen Erwähnung des Stiftes St. Lubentius in Dietkirchen 841 wird auf seine Rolle als Archidiakonat des Erzbistums Trier hingewiesen, zu dem 28 Pfarreien gehören. Das Stift in Dietkirchen war zu diesem Zeitpunkt Sitz der zentralen kirchlichen Verwaltung für die rechtsrheinischen Teile des Bistums.

841 bestanden also bereits 28 (großräumige) Pfarreien im Westerwald und Taunus. Dazu gehörte der Bereich des späteren Kirchspiels Blasiusberg (Bleseberg). Daher geht man heute davon aus, dass hier bereits zwischen 650 und 700 eine erste (hölzerne) Kirche errichtet wurde. Als 879 Gebhard vom Lahngau das Chorherrenstift Kettenbach nach Gemünden verlagerte, wurden offensichtliich Teile dieser Urpfarrei auf das neue Stift übertragen.

Bild Blasiuskapelle vor dem Umbau
Zeichnung der Blasiuskapelle aus ddem Jahr 1754 zeigt den Zustand vor dem Umbau

Die erste hölzerne Kirche gibt es längst nicht mehr, aber ihre Nachfolgebauten markieren wahrscheinlich den Standort der vermutlich ältesten Kirche in diesem Teil des Westerwalds.

Der älteste Teil der jetzigen Kapelle, die Apsis, geht immerhin etwa auf das Jahr 1150 zurück. Damals erhob sich über dem Chorraum der Glockenturm, der offensichtlich als Wehrturm ausgebaut war. Wie diese Kirche aussah, zeigt auch nebenstehende Zeichnung aus dem Jahr 1754.

Beschreibungen zur Baugeschichte und Ausstattung der Kapelle finden sich in einer kleinen Broschüre, die am dortigen Schriftenstand erhältlich ist.

Der Deutsche Orden

Die zweite wesentliche Veränderung nach der Gründung des Stiftes Gemünden brachte das Jahr 1231. Walram der I. hinterließ bei seinem Tod zwei Söhne. Heinrich und Rupert, die zunächst die Grafschaft gemeinsam verwalteten. Rupert von Nassau trat 1230 dem Deutschen Orden bei. Daraufhin schenkte der nunmehr allein regierender Graf Heinrich von Nassau dem Orden seines Bruders – als Mitgift – diverse Ländereien. Dazu gehörte auch das Kirchspiel und die Zent Blasiusberg / Frickhofen.

Die durch den Eintritt Rupert in den Deutschen Orden verhinderte Aufteilung der nassauischen Besitzungen erfolgt dann doch nach dem Tod Heinrichs im Jahr 1255. Walram II. erhielt die südlich der Lahn gelegenen Besitzungen (walramische Linie). Angesichts der Konkurrenz anderer Adelsfamilien sah sein Bruder Otto sich im Westerwald durch die Schenkungen seines Vaters vor große Probleme gestellt. Es folgte eine 30 Jahre währende Fehde mit dem Deutschen Orden und schwere Auseinandersetzungen mit der Kirche – vertreten insbesondere durch den Erzbischof von Köln. Erst durch den Schiedsspruch von 1287 wurde dieser Konflikt gelöst.

Plan aus den Nassauischen Annalen
Zeichnung von Ritterling zu den Grabungsergebnissen vom Sommer 1899

Die "alte Burg"

Aus dieser Zeit stammt wohl auch die "Alte Burg", die 1899 von Ritterling freigelegt und beschrieben wurde. Beim Ausbau des Steinbruches auf der Ostseite des Berges war man auf Mauerwerk gestoßen. Steinbrucharbeiter hatten diese entdeckt und die Archäologen aus Wiesbaden informiert.

Die unregelmäßige, länglich-ovale Anlage umfasste die gesamte Fläche einer damals noch erhaltenen Kuppe, die ringsum steil abfiel. Sie war von einer 1,50 bis 2 m starken Mauer umgeben, vor der ein 1,30 m tiefer Graben verlief. Der Innenraum war bis zu 57 m lang und 37 m breit. Dort fand sich kein weiteres Mauerwerk. Nur im südöstlichen Winkel der Anlage gab es einen gemauerten Raum von 6,25 × 5,75 m. Etwas westlich davon befand sich auf der Südseite der Anlage auch die Toröffnung (in der nebenstehenden Skizze mit B markiert). Zum Zeitpunkt der Ausgrabung waren Teile der Anlage noch bis zu 2 m hoch.

Um eine Burg im klassischen Sinne handelt es sich freilich nicht. "Kulturreste (...) im Inneren der Ummauerung" ließen Ritterling allerdings vermuten, dass die Anlage temporär bewohnt war. Bei der Ausgrabung fand man neben zahlreichen (Steingut-) Scherben auch Tierknochen und mehrere Hufeisen sowie einen Steigbügel. Die Keramikfunde datiert Ritterling auf das 13., spätestens 14. Jahrhundert. Als mögliche Funktion vermutet er eine Befestigung "zum Schutze der Blasiuskirche bezw. der dieser zustehenden Zehnten und Gefälle".

Nur 4 Jahre nach Ritterling berichtet H. in den Nassauischen Annalen, er habe "etwas tiefer eine sich herumziehende Erdstufe beobachtet und an derselben prähistorische Scherben gefunden". Dies wäre ein weiteres Indiz für eine prähistorische (keltisch-germanische) Nutzung des Berges.

Die Anlage wurde nach 1900 durch den Basaltabbau vollständig zerstört. Sie befand sich etwa in dem Bereich zwischen dem heute dort von Pfadfindern aufgestellten Kreuz und der Westwand des Bruches (laut Ritterling etwa 160 m nördlich der Blasiuskapelle).

Möglicherweise wurde hier der Zehnte für das Kirchspiel gesammelt – und dann vom Deutschen Orden abgeholt. Zum Kirchspiel gehörten die Dörfer Dorndorf, Frickhofen, Langendernbach, Waldmannshausen und Mühlbach (heute Elbgrund) sowie Dorchheim. 1667 kam Wilsenroth hinzu.

Der Blasiusberg in der Neuzeit

1657 kaufte die Gemeinde Frickhofen von Fürst Moritz-Henrich von Nassau-Hadamar den "Hahn" – den Balsiusberg und den Bereich nördlich davon bis zum Watzenhahn. In den 1730er Jahren wurde dann die St. Martinskapelle in Frickhofen erweitert und 1746 neue Pfarrkirche für das Kirchspiel.

In der Folge verfiel die Blasiuskapelle immer mehr und sollte Anfang des 19. Jahrhunderts sogar abgerissen werden. Nach einem durch Blitzeinschlag ausgelösten Brand wurde die Kapelle jedoch neu auf- und umgebaut und erhielt ihre heutige Gestalt als romanische Pfeilerbasilika.

Historische und archäologische Spuren im Umland

Südlich der Kapelle hat man einen großartigen Ausblick über das Limburger Becken bis zum Taunuskamm. In westlicher Richtung sieht man Dorndorf und – jenseits der Landesgrenze – Molsberg und dazwischen das Salzbachtal – die "Struht". Hier gab es einst Mühlen und hier lag auch das wüst gewordene Dorf Sleide. Daran erinnert heute noch der Name "Schlaudermühle".

Panoramaaufnahme eines Drohnenfluges
Panoramaaufnahme des Elbbach- und Salzbachtales
Plan aus den Nassauischen Annalen
Skizze zu den Grabungen bei Bilkheim

Der Häuserberg westlich von Dorndorf, an der Landesgrenze nach Rheinlandpfalz, hindert leider den Blick auf die nächstgelegenen, rheinland-pfälzischen Ortschaften Salz und Bilkheim.

Hier stieß man 1828 in der Lieblingshaide auf ein Hügelgräberfeld aus der späten Hallstattzeit, das ausführlich untersucht wurde. Dabei wurden zahlreiche Urnen mit darin befindlichen kleineren Keramik-Schüsseln sowie ein Bronzehalsring geborgen.

In der unmittelbaren Nähe der Gräber wurden darüber hinaus eine Reihe von Wällen gefunden. Der damalige preußiche Konservator für die Rheinprovinz, Karl August von Cohausen, beschriebt sie 1879 auf folgende Weise:

"Ein fast halbkreisförmiger Erdaufwurf SOwärts durch einen 24 Ruthen langen Steindamm geschlossen, lehnt sich S an das Schaafbächlein und umschliesst viele Hügelgräber. Der Erdaufwurf tangirt nördlich einen 44 Ruthen, 8 Fuss langen, von W nach O ziehenden Wall, an dessen Westende sich rechtwinklig ein 58 Ruthen, 10 Fuss langer Wall ansetzt. Diesem parallel und 22 Ruthen östlich zieht ein 21 Ruthen, 5 Fuss langer Wall".

1929 war Ferdinand Kutsch Leiter des Landesmuseum Nassauischer Altertümer in Wiesbaden. Aus diesem Jahr stammt eine Fundmeldung in der "Germania":
"Brandgrab (!) mit 'Mehrener' Urne auf der 'Lieblingsheide' bei Bilkheim".

In einem Beitrag für die gleiche Zeitschrift aus dem Jahr 1935 ordnet der spätere Marburger Professor Wolfgang Dehn die Funde der "Laufelder Gruppe" zu, die vor allem im Neuwieder Becken vorkommt.

Ingesamt wurden auf der Lieblingshaide 30 späthallstattzeitlichen Tumuli (Grabhügel) sowie ein anschließendes, älteren Flachgräberfeld mit Brandbestattungen gefunden. Ob ein Zusammenhang mit der Dornburg besteht, lässt sich nicht mehr klären – leider fielen auch diese Funde dem Bergbau – hier dem Tonabbau – zum Opfer.

Literatur

  • Behlen, H. (1904): Zur Wallburgforschung in Nassau. In: Annalen für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Sp. 118-129.
  • Demandt, Karl E. (1972): Geschichte des Landes Hessen. 2. Aufl. Kassel: Bärenreiter.
  • Gensicke, Hellmuth (1979): Kirchspiel und Gericht Gemünden. In: Nassauische Annalen : Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 90 (1979) (90), S. 182 - 206.
  • Nink, Werner (2009): Frickhofen im Wandel der Zeit. Dornburg.
  • Ritterling, E. (1899): Mittelalterliche Befestigung auf dem Blasiusberge bei Frickhofen. In: Nassauische Annalen : Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 30 (Mitteilungen), S. 80 - 86.
  • Roth, Hermann Josef (1986): Hessen. München: Prestel.
  • Struck, Wolf-Heino (1976): Frickhofen. In: Georg Wilhelm Sante (Hg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Hessen. 3., überarb. Aufl. Stuttgart: Kröner (Kröners Taschenausgabe, Bd. 274), S. 144.
  • Struck, Wolf-Heino (1886): Das Stift St. Lubentius in Dietkirchen. Berlin: de Gruyter (Germania sacra Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier, 22).
  • Struck, Wolf-Heino (1988): Die Stifte St. Severus in Gemünden, St. Maria in Diez mit ihren Vorläufern, St. Petrus in Kettenbach, St. Adelphus in Salz. Berlin: de Gruyter (Germania sacra Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier, 25).