Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Geschichten aus Frickhofen


Ein prominenter Frickhöfer

Alois Jakob Schardt, Kunsthistoriker, * 28.12.1889 Frickhofen bei Hadamar (Hessen-Nassau), + 24.12.1955 Los Alamos (Kalifornien, USA). (katholisch)

Genealogie

V Peter Stephan (1853 - 1918), Landwirt in F.; M Elisabeth (1853 - 1918), T d. Johann Klein (* 1807), Weinhändler in F., u. d. Anna Katharina Hof (* 1812); oo 1916 Mary (1896 - 1951), Schausp. in Berlin, T d. Dr. Karl Friedrich Wilhelm Dietrich, Gutsbes., Schriftst., u. d. Mary Emerson; 1 S Wolfgang Alois (* 1923), Physiker in L. A., 1 T Anna Margaretha (* 1918).

Leben

S. besuchte das Gymnasium in Hadamar und studierte 1911-14 Philosophie, Literatur, Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Marburg, München, Würzburg und Berlin. Wegen eines Nervenzusammenbruchs aus dem Kriegsdienst entlassen, wurde er 1917 in Würzburg bei Heinrich Bulle (1867 - 1945) promoviert (Der menschl. Ponderationstypus, Seine Bedeutung f. d. Kunst, insbes. f. d. ägypt. u. griech. Plastik).

Seit 1918 arbeitete er zunächst im Ägyptischen, dann im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin; 1920 wurde er Assistent Ludwig Justis (1876 - 1957) an der Nationalgalerie und schrieb zahlreiche vorbildliche Bildinterpretationen für die Rubrik "Alte und neue Kunst" in der "Dt. Allgemeinen Zeitung" (1921). Seit 1923 leitete er das Bildungsinstitut in Hellerau, wo er ein Reformschulprogramm und eine Galerie moderner Kunst aus Leihgaben der Künstler verwirklichte. 1926 wurde er zum Direktor des Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Halle berufen, 1930 zum Honorarprofessor der Univ. Halle ernannt. Von seinen Erwerbungen für das Museum sind v. a. die Werke von Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paul Klee, Wassily Kandinsky und El Lissitzky hervorzuheben. S. vermittelte einen Auftrag der Stadt Halle an Lyonel Feininger, aus dem dessen berühmte Halle-Serie hervorging (1929-31). Besonderes Aufsehen erregte sei|ne Museumsgestaltung mit lasierenden Wandanstrichen, deren Tönung auf das einzelne Kunstwerk abgestimmt wurde, und verschiedenen Beleuchtungstechniken.

Für S. war die Moderne - vorangekündigt durch die Frühromantik - der Beginn einer neuen geistigen Epoche, die sich im Gegensatz zu dem seit der Renaissance herrschenden statischen Materialismus mit der Dynamik der neuen wissenschaftlichen Weltanschauung auseinandersetzt. Dieses Modell projizierte er besonders auf die dt. Kunst und forderte 1933 in seiner hektographierten Denkschrift "Wesensmerkmale der dt. bildenden Kunst" u. a. eine "völkische" Ordnung der Museen, um den nationalen Gefühlscharakter besser erkennen zu können. Seit 1933 Mitglied der NSDAP und des "Kampfbunds für Dt. Kultur", wurde S. nach Justis Absetzung im Sommer 1933 als kommissarischer Direktor an die Nationalgalerie berufen, um die Neue Abteilung neu zu ordnen. Die Hängung kulminierte im Expressionismus, in der Kunst Marcs und Feiningers, und durfte schließlich nicht eröffnet werden. S. kehrte nach Halle zurück, wo er ebenfalls die moderne Kunst propagierte. Seine Weigerung, in seinem Museum die Moderne auszusondern, führte 1936 zu seiner Pensionierung; seine im selben Jahr erschienene Franz-Marc-Monographie wurde wenig später verboten.

Im Nov. 1939 emigrierte S. nach Los Angeles. Dort wurde er Mitte der 40er Jahre Direktor des Art Department der Olive Hill Foundation, lehrte Ästhetik an der Univ. von Süd-Kalifornien und hielt Vortragsreihen an verschiedenen Colleges. S. hat relativ wenig publiziert, war aber ein begabter und gefeierter Redner.

Ein Ehrenbürger aus Frickhofen

Georg Brötz, Lehrer, * 25.01.1889 in Frickhofen, + 09.12.1959 in Limburg

Am 9. März 1954 zum Ehrenbürger von Eschhofen ernannt

Georg Brötz wurde in Frickhofen geboren. In Montabaur absolvierte er seine Ausbildung zum Volksschullehrer. Als solcher arbeitete er zunächst in Ruppertshain und dann 35 Jahre lang, bis zum Eintritt in den Ruhestand, in Eschhofen, zuletzt als Hauptlehrer. Brötz galt als sehr engagierter Lehrer und genoss hohes Ansehen. So stellte er selbst ein Lehrbuch zur Geschichte der Gemeinde Eschhofen-Mühlen zusammen. Im gleichen Jahr wie die Ehrenbürgerschaft erhielt er auch den päpstlichen Orden "Pro Ecclesia et pontifice". Als Ruheständler lebte er noch fünf Jahre in Eschhofen, ehe er in Limburg starb.

Aus dem Leben von E. H. (geb. 1927)

Im "braunen Haus" trafen sich regelmäßig die örtlichen Nazis (in Uniform) zum gemeinsamen "Umtrunk". Da die Toilettenanlagen im "braunen Haus" nicht ausreichten, "erleichterten" sich die Uniformierten oft gemeinsam an der Hauswand des Nachbarhauses. Nachdem sich H's Mutter über den Gestank beschwert hatte, plante H. einen Akt bürgerlicher Selbsthilfe. Am Abend eines solchen Treffens brachte er zwei Eimer Wasser auf den Dachboden und schüttete diese auf die urinierenden Nazis. Darauf drangen vier Nazis in das Haus ein, durchsuchten es bis zum Dachboden und verprügelten H.

H. wurde im Oktober 1940 zur Wehrmacht eingezogen. Er war stationiert in Dänemark, eines Abends kam es kurz nach seiner Wachablösung zu einer Explosion (Sabotage?), bei der der ihn ablösende Kamerad starb. Hätte er länger Wache geschoben wäre er selbst zum Opfer geworden.

Gegen Kriegsende wurde H. nach einer Abfrage nach freiwilligen Einsatzkräften (Frühjahr 1945?) von einem Kameraden denunziert und (von "Kettenhunden" abgeführt) wegen "Wehrkraftzersetzung" verhört – er hatte "Feindfunk" gehört und gesagt, dass der Krieg verloren sei. Vor der Verurteilung und Hinrichtung rettete ihn sein Kommandeur, der selbst kurz zuvor zwei Söhne im Krieg verloren hatte.

Nach dem Krieg zunächst Mitarbeit auf dem elterlichen Bauernhof, später gemeinsam mit einem andern jungen Mann aus Frickhofen per Rad nach Bonn auf der Suche nach Arbeit. Täglich gingen sie auf Arbeitssuche zu den Baustellen und waren froh auch nur stundenweise mithelfen zu können, bis sie schließlich auf einer Baustelle eine Vollzeitbeschäftigung fanden. Später arbeite H. viele Jahre als Staplerfahrer bei Buderus in Staffel; hier transportierte H. flüssiges Eisen vom Hochofen zu den Gießstrecken.

Danach wechselte H. zu einer Stelle als Staplerfahrer bei T&N in Limburg.

Ein NS-Lebenslauf

A. K., * 08.06.1909 in Frickhofen (nahe Hadamar),+ 14.03.1946 in Bruchsal (Hinrichtung), Sommer 1930 SA-Beitritt,01.10.1930 NSDAP-Beitritt, dort Blockleiter und 1934-1939 NSV-Ortsgruppenamtsleiter, 1941-1945 NSDAP Kreiskassenrevisor,24.08.1934 Eintritt beim BV Nassau als Verwaltungsangestellter der LHA Hadamar,im Jahr 1937 (bis ca. Okt.) vorübergehend in der Abt. S II/III (Anstaltswesen/Beschaffungsstelle) d. Zentralverwaltung d. BV Nassau eingesetzt, spätestens im Sept. 1939 LS (Besoldungsdienstalter: 01.04.1938),Apr. 1941 bis Juni 1942 Abordnung zu "T4" als Wirtschaftsleiter für die Anstalt Hadamar (tatsächlich bereits ab Nov. 1940 tätig),im März oder April 1942 Beförderung vom LS zum LI (Überspringen des Rangs eines LOS),im Frühjahr 1945 (u. a. Mai/Juni 1945) untergetaucht unter dem Namen "Klan" in Alzenau, 07.08.1945 Verhaftung in Aschaffenburg u. Inhaftierung im Lager Hammelburg, ab 07.09.1945 im Lager Dachau,am 15.10.1945 Todesurteil durch US-Kriegsverbrechertribunal in Wiesbaden wegen der Krankenmorde an ausländ. Zwangsarbeitern.

Gecks, Christian

* in Herschbach, erlernte zunächst das Schreinerhandwerk, fertigte die Kanzel und die Kommunionbank für die heutige Herschbacher Pfarrkirche

PrW, Pfarrer in Frickhofen,† 17.04.1810 in Frickhofen