Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Pauline Benjamin mit Verwandten und Nachbarn

Es gibt aus Langendernbach ein Bilddokument von 1925 etwa, das diese Integration in die Dorfgemeinschaft anschaulich widerspiegelt:

30 Männer, Frauen, Kinder und zwei Hunde stellen sich auf der Treppe zur Langendernbacher Kirche dem Fotographen. Es ist die Zeit der Heuernte im Juni. Vier Personen tragen einen Heu-Rechen. Sie kamen gerade vom Heuwenden von der Wiese über die Dorfstraße, als die 70jährige Jüdin Pauline Benjamin (1. Reihe, dritte von rechts), die gegenüber der Kirche wohnte, die Heu-Leute sowie Nachbarn ansprach: „Kommt doch mit aufs Bild! Unsere Billa (ihre Tochter, links neben ihr) ist aus Belgien zu Besuch gekommen. Auch der Eugen (ihr Sohn, links neben der Billa) und seine Frau sind hier. Da wollten wir doch ein schönes Bild von uns allen machen!“ Der Fotograph war wahrscheinlich Billas Mann.

Hier wird auf bild-dokumentarische Weise die gutnachbarschaftliche Beziehung zwischen jüdischen und christlichen Dorfbewohnern belegt. Mehr noch: Die Initiative für diese Darstellung der dörflichen Bevölkerungsgemeinschaft geht von der Jüdin aus, indem sie die Nachbarn und vorbeikommende Dörfler zur Aufstellung auf der Kirchentreppe vor der mächtigen Fassade des „Westerwälder Doms“ und unter der tausendjährigen Linde (ganz rechts im Bild) bittet. Auch die ökonomischen Bezüge dieser Dorfgemeinschaft werden sichtbar: Pauline und die anderen Dorffrauen tragen Schürzen – Zeichen ihrer hausfraulichen Arbeiten wie auch als Mitarbeiterinnen im bäuerlichen Kleinbetrieb. Die Männer tragen ihre bäuerliche Arbeitskleidung – die feste Leinenhose, das kragenlose Hemd mit den aufgekrempelten Armen und die flache "Batschkapp".

Neben den etwa ein Drittel Haushaltsstellen als Vollerwerbslandwirten betrieben damals auch fast alle Handwerker- und Händlerhaushalte eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft mit einer Kuh, zwei Schweinen oder drei Ziegen und einem Kartoffelacker. Die Jungtiere kauften sie bei den vier jüdischen Viehhändlern in Langendernbach und auch beim Verkauf der Schweine und Rinder wandten sie sich an Nathan Benjamin, Paulines Mann. Der ist eben deshalb nicht auf dem Bild in seiner Arbeitskleidung zu sehen, weil er tagsüber gewöhnlich in Sachen Viehhandel auf den Westerwalddörfern unterwegs ist.

Der in der Bildmitte stehende Eugen Benjamin unterscheidet sich in der Kleidung von den übrigen Dörflern: Er trägt einen Anzug und modernes Kragenhemd mit der damals neu-modischen Schlipsbindung. Seine Schwester (rechts) trägt keine Arbeitsschürze. Eugens Frau zeigt ihre modischen Straßenschuhe. Diese drei Letztgenannten repräsentieren die Langendernbacher, die als junge Leute wegen der Liebe oder zu Arbeit und Verdienst in die Stadt gezogen sind und sich nun im feinen Stadtanzug wieder ins dörfliche Gesamtbild eingliedern.

November-Pogrom 1938 in Frickhofen und Langendernbach

Am 9. Nov. 2013 sind es 75 Jahre her, dass die jüdischen Deutschen in der scheußlichen Pogromnacht 1938 von den NS-Schergen in ganz Deutschland drangsaliert und terrorisiert wurden. Auch in den beiden Dornburger Ortsteilen Frickhofen und Langendernbach, in denen damals Juden wohnten, spielten heimische SA-Leute den jüdischen Mitbewohnern übel mit. Sie zerstörten die Inneneinrichtungen der beiden Synagogen und drangsalierten die jüdischen Familien in ihren Wohnhäusern. Ein halbes Dutzend jüdische Männer aus Frickhofen und Langendernbach wurden für einige Monate ins KZ Buchenwald verbracht.

ehemalige Synagoge in Frickhofen
Haus in der Egenolfstrasse, in dem sich bis 1938 der Betraum (Synagoge) der jüdischen Gemeinde befand.

Mit diesem Pogrom wollten die damals diktatorisch herrschenden Nazis in Partei und Staat ein Signal setzen, alle Juden aus Deutschland zu vertreiben. In den beiden Westerwalddörfern sollte eine dreihundertjährige Tradition von gutnachbarlicher Beziehung zwischen jüdischen und christlichen Ortsbewohnern abgebrochen werden. Bei allen Streitigkeiten, die es in jedem Dorf gibt, waren die Judenfamilien über viele Generationen ein integraler Bestandteil der dörfliche Wirtschaft, Kultur und des Freizeit- und Vereinslebens.

Die Nazis vergiften das dörfliche Zusammenleben

Diesen bewährten dörflichen Zusammenhalt zerstörte die Nazi-Partei Schritt für Schritt. Bekanntlich propagierten die Nationalsozialisten schon zwei Monate nach der Machtergreifung, zum 1. April 1933, einen Boykott jüdischer Geschäfte „bis ins letzte Bauerndorf“, wie es in einer Anweisung hieß. Die Entlassung jüdischer Beamter und die Rassengesetze von 1935 folgten. „Bis 1936 allerdings“, so erinnerte sich Siegfried Rosenthal aus Frickhofen (1919-2007), „hat man in unserer Gemeinde von diesem Hass der Nazis und ihren Auswirkungen noch wenig gespürt.“ Doch so richtig begannen die Schikanen Ende 1936– nach den Olympischen Spielen in Berlin. Die sechs jüdischen Viehhändler in Frickhofen verloren ihre Gewerbelizenz. Dennoch verkauften ihnen die Bauern ihr Vieh weiterhin– heimlich und nachts von der Weide. Die SA hatte einen Schaukasten mit dem anti-jüdischen Hetzblatt „Der Stürmer“ aufgehängt. Berufsverbote, finanzielle Ausplünderung, kulturelle Ausgrenzung und Alltagsschikane sollte die Juden zur Auswanderung treiben und selbst dabei wurden sie noch drangsaliert. Bis zum Judenpogrom gelang einigen jüngeren Leuten aus Frickhofen und Langendernbach die Ausreise. Andere flüchteten in die Anonymität der Städte zu Verwandten, um dem Mob von aufgehetzten Hitlerjungen und der Denunziation von fanatischen Nazis zu entgehen.

Die Pogrome im Zusammenhang mit dem drohenden Staatsbankrott

Das NS-Regime befand sich im Jahre 1938 außen- und innenpolitisch auf dem Höhepunkt seiner Macht. Mit der „Heim-ins-Reich“-Holung von Österreich (März) und dem Sudetenland (September) war Hitlers Popularität gestiegen, weil er gezeigt hatte, dass er friedlich und mit Zustimmung der europäischen Westmächte das Unrecht des Versailles-Vertrags rückgängig machen konnte. Gleichzeitig steuerte das System mit den überhitzten Rüstungsausgaben auf einen Staatbankrott zu. Unter diesen Bedingungen ließ die NS-Führung seit April 1939 den Drangsalierungsdruck auf die deutschen Juden erhöhen, um sie zu enteignen und zu vertreiben. Im Laufe des Septembers 1938 beschloss die Parteispitze für November einen großen (Enteignungs-)Schlag gegen die Juden, wie er dann am 10. November auch beschlossen wurde. Entsprechend war die Presse angewiesen, die Juden-Hetze zu forcieren.

Goebbels hetzt, um an die jüdischen Vermögenswerte zu kommen

Gruppenfoto vor der Pfarrkirche in Langendernbach 1925
Gruppenfoto vor der Pfarrkirche in Langendernbach 1925

(Beschreibung des Fotos s. rechte Spalte)

Schon am 7. November 1938 waren die Spitzen von NS-Partei, SS und SA in München versammelt, um die Gedenkfeiern für die Gefallenen des Hitler-Putsches von 1923 vorzubereiten. In diese Beratungen platzte die Nachricht, dass der 17jährige Jude Herschel Grynzspan auf den deutschen Gesandtschaftssekretär Ernst vom Rath ein Attentat verübt hatte. Propagandaminister Goebbels ließ in der gleichgeschalteten Presse diese Tat eines verzweifelten Einzelnen als geplantes Verbrechen der jüdischen Weltverschwörung gegen Deutschland deuten, die den „Volkszorn“ und die Rache aller Deutschen herausfordern würde. So schrieb der ‚Völkische Beobachter’ am 8. 11. 1938 im Leitartikel:

„Es ist klar, daß das deutsche Volk aus dieser neuen Tat seine Folgerungen ziehen wird. Es ist ein unmöglicher Zustand, daß in unseren Grenzen Hunderttausende von Juden noch ganze Ladenstraßen beherrschen, Vergnügungsstätten bevölkern und als 'ausländische' Hausbesitzer das Geld deutscher Mieter einstecken, während ihre Rassegenossen draußen zum Krieg gegen Deutschland auffordern und deutsche Beamte niederschießen.“ Noch am gleichen Tag brannten SA-Leute in Kurshessen und Magdeburg die ersten Synagogen nieder und plünderten jüdische Läden. Es kann als sicher angenommen werden, dass am 8. November die Partei- und SA-Führung von München aus über die Gauleiter die regionalen Organe anwies, den „Judenschlag“ als Volkszornaktion zu organisieren. Dabei sollten die örtlichen SA-Einheiten die Aktion ausführen, Polizei und Feuerwehr dürften nur zum Schutz arischer Nachbarhäuser auftreten und die SS müsste sich zurückhalten. Von daher ist die ‚Erfolgsmeldung’ des Limburger SS-Sturmbanns II/78 von der „Sonderaktion am 9.10. November“ irreführend und auch unzutreffend – etwa mit der Behauptung, dass die Synagogen in Hadamar „abgebrandt“ und in Frickhofen „vernichtet“ wäre.

Austausch der SA-Schlägertrupps zwischen den beiden Dörfern

SS-Protokoll vom 1938
SS-Protokoll der "Sonderaktion" vom November 1938

Am frühen Abend des 9. Novembers setzten sich die SA-Führer von Frickhofen und Langendernbach ins Benehmen, dass die beiden SA-Trupps jeweils in den Nachbarorten die Pogrom-Aktion durchführen sollten. Drei bis vier ortskundige SA-Leute sollten allerdings vor Ort bleiben, um die auswärtigen SA-Trupps an die Judenhäuser und Synagoge heranzuführen und die Zerstörungsaktion zu leiten.

Der Grund für diesen Austausch der Schlägertrupps war, dass man bei den örtlichen SA-Leuten Hemmungen befürchtete, wenn sie die Juden attackieren sollten, mit denen sie Nachbarn waren, zusammen in der Schulbank gesessen oder Geschäfte gemacht hatten. Denn selbst mit dieser Orts-Rochade gab es in Frickhofen mindestens zwei SA-Männer, die sich weigerten, am Judenschlag teilzunehmen.

Drangsalierung und Demütigung der Langendernbacher Juden

Die Frickhöfer SA-Leute versammelten sich am frühen Abend in ihrem Stammlokal und wurden von dort in den Nachbarort beordert. Die Langendernbacher SA-Leitung empfing die Frickhöfer Sturm-Abteilung am Ortseingang und führte sie zu dem Haus des Viehhändlers Nathan Benjamin, das gegenüber der Kirche stand. Der Rabbi, wie er als ehemaliger Synagogenvorsteher im Ort genannt wurde, war damals schon 81 Jahre alt. Zunächst warfen die SA-Leute in dem zweistöckigen Haus der Benjamins die Scheiben ein. Dabei wurde anscheinend Nathans Frau Pauline getroffen. Denn sie habe geschrieen, ganz erbärmlich geschrieen, wie die Nachbarn berichteten. Dann ging einer der SA-Schläger in das Haus, legte dem "Jure Nade", wie man in Langendernbach sagte, ein "Strickelche" um den Hals und zerrte ihn dann wie ein Stück Vieh aus der Haustür. Die umstehenden SA-ler grölten bei dieser Aktion und bestärkten so die Demütigungswirkung.

Ähnliche Zerstörungen und Drangsalierungen verübten die Frickhöfer SA-Leute bei den anderen Judenhäusern in Langendernbach. Auch in die Synagoge an der Ecke Bahnhofsstraße/Ackerstraße drang man gewaltsam ein und zerstörte die Inneneinrichtung. Das jüdische Bethaus bot im zweiten Stock Platz für 30 Männer und einige Frauen. Die Langendernbacher Juden hatten dort seit 1868 ihre Gottesdienste gefeiert. Am nächsten Tag holten die Nazis unter der Leitung eines SA-Manns aus Westerburg die Bücher und Schriftrollen aus der Synagoge und verbrannte sie auf der Straße. Schulkinder standen dabei und sahen, wie der „Rabbi Nade“ mit schwarzem Rock und Homberger-Hut die Straße herunterkam. Einer der SA-Leute stand auf und ging mit umgewendeter Axt auf den Jure Nade zu – der sich nach einer Schrecksekunde umwandte und zurückging.

Flucht der Witwe Hofmann, die Männer ins KZ, das Haus an den Nazi-Bürgermeister

Dina Hofmann
Die Witwe Dina Hofmann

Zur gleichen Zeit war der Langendernbacher SA-Trupp nach Frickhofen marschiert. An der Waldstraße wurden sie empfangen, von der hiesigen SA-Leitung instruiert und zum nächsten Judenhaus von Dina Hofmann in der Bahnhofsstraße geführt. Die Witwe Hofmann wohnte im Erdgeschoss und betrieb dort einen Kramladen.

Im Obergeschoss wohnten Mina und Berthold Rosenthal sowie ihre Tochter Ida mit ihrem Mann Albrecht Abraham und dem halbjährigen Harry. Auch hier wurden zunächst unten und oben die Scheiben eingeworfen. Von dem Klirren und Zerbersten der Scheiben bekam die Aktion später den Namen "Kristallnacht". Einer der Steine landete nur einen halben Meter neben dem Bettchen von Harry Abraham. Danach drang die SA-Horde ins Haus ein, schikanierte die Bewohner, zerschlug Wohnungseinrichtungen und kippte Küchengefäße aus. Jedenfalls wurde Ida Abraham am nächsten Morgen gesehen, wie sie mit leerer Kanne durchs Dorf lief auf der Suche nach Milch für den kleinen Harry. Ihr Mann Albrecht war schon in der Nacht abgeführt worden wie zwei andere Frickhöfer Juden und wurde später ins KZ Buchenwald verbracht.

Die schon ältere Dina Hofmann flüchtete nach dem Pogrom zu ihrer Tochter Cilla nach Waldbreitbach. Beide, Mutter und Tochter, wurden ab 1942 in einem der Vernichtungs-KZs von der SS umgebracht. Berthold Rosenthal starb 1942, seine Frau Mina deportierten die Nazis nach Auschwitz, wo man sie 1943 ermordete. Das Ehepaar Ida und Albrecht Abraham mit ihrem Kind Harry konnte zusammen mit Siegfried Rosenthal und Richard Hofmann im April 1939 nach Shanghai auswandern. Das zweistöckige Haus der Dina Hofmann riss sich der damalige NS-Bürgermeister unter den Nagel.

SA-Terror am Eingang der Lange Straße

Weiter wurde der Langendernbacher SA-Trupp zum Eingang der Lange Straße geführt. In dem Haus Nr. 3 wohnte der Viehhändler und Witwer Liebmann Hofmann. Sein Sohn Rudolf lebte mit seiner Frau Selma und Sohn Dieter ebenfalls hier. Die SA-Horden drangen in das Haus ein, kippten Möbel um, schlitzten die Betten auf und warfen unter Gegröle und Getöse das Geschirr auf die Straße. Rudolf hatte sich aus Angst auf dem Heuboden versteckt. Mit Heugabeln und Forken stachen die SA-Leute in das Heu, um ihn herauszuzwingen. Danach wurde er abgeführt – ins KZ. Seine Frau Selma war beim Buttermachen, als die Schergen kamen und das Butterfass umstürzten. Auch der damals sechsjährige Sohn Dieter wurde von den SA-Männern drangsaliert. Selma muss danach halb durchgedreht sein, erzählten die Leute: Sie habe sich den Jungen gepackt und sei mit ihm zum Schwimmbad gelaufen, um sich dort zu ertränken – so die Vermutung. Doch einige besorgte Frickhöfer seien ihr nachgegangen und hätten sie noch beruhigen können, so dass sie wieder in ihr Haus zurückging. Der Schwiegervater Liebmann Hofmann zog nach dem Pogrom nach Aachen zu seiner dort verheirateten Tochter Lina. Von dort wurde er samt Tochter und Schwiegersohn deportiert. Rudolf und Selma Hofmann wurden mit Kind im August 1942 vom Frickhöfer Bahnhof aus deportiert und in ermordet.

Albrecht Abraham (vorn rechts) im KZ Buchenwald
Albrecht Abraham (vorn rechts) im KZ Buchenwald

Noch drei weitere Judenhäuser und ihre Bewohner wurden danach in die Zange genommen, so das Haus von Aaron Hofmann in der Lange Str. 1. Im Büdchen-Haus am Eingang der Friedensstraße wurde die jüdische Frau des Johann Schardt aus dem Haus gezerrt, obwohl sie bettlägerig war. Ganz schlimm wütete die SA-Horde auch vor Pfaffs Haus in der Hauptstraße 16. Dort wohnte Salomon Kaiser mit seiner großen Familie von Kindern und Kindeskindern. Allein zwölf Mitglieder der Großfamilie Kaiser ermordeten die Nazis später in den Ost-KZs.

Zerstörungen an der Synagoge

Weiter zog die SA-Horde zur Frickhöfer Synagoge in der Egenolfstr. 21. Das Bethaus war der hintere Teil eines Fachwerk-Doppelhauses, in dem vorn die Familie Wilhelm Höfner wohnte. Bei der Zurichtung der Synagoge um 1890 war an das hintere Gebäude ein Treppenhaus aus Ziegeln angebaut worden, über das man auf die Frauenempore kam. Diesen vorspringenden Eingangs- und Treppenteil kann man an dem heutigen, umgebauten Haus noch erkennen. Auf der Empore waren Plätze für 12 Frauen, die geschnitzten Bänke in Parterre der Synagoge boten 21 Männern Sitzgelegenheiten. Ein Messingleuchter und verschiedene Kultgegenstände vervollständigten die Bethaus-Einrichtung.

Eingeworfene Fensterscheiben an der Synagoge in Frickhofen
eingeworfene Fensterscheiben an der Synagoge in Frickhofen

Bei ihrer Ankunft ließen die SA-Leute zunächst das Vorderhaus räumen. Margarethe Höfner musste ihre Enkelkinder aus dem Schlaf holen und sich auf die gegenüberliegende Straßenseite begeben. Von dort sah sie, wie die Nazis zuerst die Scheiben der Synagoge einwarfen. Dann drangen sie gewaltsam über das Treppenhaus in das Bethaus ein. Die Bänke wurden umgeworfen oder zerschlagen, darauf die Bestuhlung von der Empore gestürzt. Anschließend wurden die zertrümmerten Möbel auf Höfners Hof und die Straße geworfen und zusammen mit Büchern angesteckt. Die Thora allerdings wurde nicht verbrannt, sondern in den Gewahrsam des Bürgermeisters gegeben. Von dort wurde sie in den 50er Jahren von einem Überlebenden abgeholt, Richard Hofmann aus Milwaukee, Sohn des Aaron Hofmann aus der Langestraße 1.

Hubert Hecker