Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Aus der Fülle dieser Artikel möchten wir Ihnen - mit freundlicher Genehmigung des Verlages bzw. der jweiligen Autoren - in diesem Rahmen einige besonders interessante Beispiele zusammenstellen. Zur besseren Orientierung haben wir versucht, die jeweiligen Artikel thematisch zu ordnen.

Artikel von Heribert Heep

Entwicklung der Vereine in Frickhofen

Zur wirtschaftlichen, sozialen und politischen Situation in Frickhofen

Geschichte einzelner Familien und Personen

Zur Geschichte der Juden in Frickhofen

Weitere Themen

Die Revolutionszeit 1848/49 im Westerwald

Im Mai 1849. also vor 150 Jahren, veröffentlichte der Wiesbadener Redakteur und Schriftsteller Wilhelm Heinrich Riehl die "Nassauische Chronik des Jahres 1848". Zu jenem Zeitpunkt war die gesamtstaatliche Revolution praktisch gescheitert: Der preußische König hatte die Kaiserkrone abgelehnt, die großen deutschen Staaten wollten die neue Reichsverfassung nicht anerkennen und die meisten Paulskirchen-Abgeordneten legten daraufhin ihr Mandat nieder (10. Mai 1849). Auch Riehl beschreibt diesen "Abkühlungsprozeß", für den konservativen Autor eine gewisse Genugtuung, hatte er doch ein Jahr lang als Chefredakteur der "Nassauischen Allgemeinen Zeitung" gegen die "Wühler", "Demokraten" und sonstige Revoluzzer gekämpft. Die Bauern waren für ihn der Garant für die bestehende Ordnung und insbesondere das Westerwälder Landvolk galten ihm als Bollwerk gegen die Revolution. Und in der Tat: von März bis Sommer 1848 hörte man aus dem Westerwald nichts Beunruhigendes. Im Sommer gab es zwar auch aus dem Westerwald zahlreiche Bittschriften an den Nassauischen Landtag zur unentgeltlichen Abschaffung der Zehntabgaben. Aber die gleichlautenden, gedruckten Petitionen zeigten nach Ansicht Riehls doch nur, daß die Bauern von linken Hetzern aufgewiegelt waren, namentlich vom Rechtsanwalt Winter aus Limburg.

Wilsenröther bei der winterlichen Holzabfuhr

Etwa ab September 1848 sickerten ganz andere Meldungen nach Wiesbaden durch. Die Wilsenröther hätten schon den ganzen Sommer hindurch den Frickhöfer Wald gefrevelt und die empörten Frickhöfer hatten in einem bewaffneten Zug 10 hochbeladene Wagen geklautes Holz aus Wilsenröther Höfen geholt. Die Dorndorfer hätten den Wald von jeglichem Wild völlig leergeschossen. Die Dorchheimer gar seien auf ihren Förster losgegangen und hätten ihn nach einem nächtlichen Überfall in eine Grube geworfen. Die Langendernbacher sollen wieder mal - wie schon 100 Jahre vorher (um 1750) Streit um die Schule angefangen haben, indem sie den 2. Lehrer wegen dessen evangelischer Konfession nicht in die Schule hineinließen, so daß der arme Lehrer Form ein halbes Jahr die 270 (!) Schüler alleine unterrichten mußte.

Das alles passierte im Sommer und Herbst 1848, aber es sollte noch schlimmer kommen! Der räuberische Fischzug von Mengerskirchen am 10.10.1848 gilt allgemein als Auftakt zur "Anarchie im Westerwald", so jedenfalls einige erschreckte Kommentatoren damals. Bei einer angesetzten Fischversteigerung am dortigen Seeweiher hatten ca. 400 Landleute wie auf ein Zeichen hin einige Zentner Fische einfach aus den Kübeln gefischt und in den nächsten Tagen auf den umliegenden Märkten verkauft. Im Winter passierten dann die räuberischen Kircheneinbrüche in Niederhadamar, Frickhofen und auf dem Blasiusberg. Der sogenannte Waldfrevel wurde fortgesetzt. In Wilsenroth wie in ändern Dörfern des damaligen Amtes Hadamar seien ganze Häuserzeilen von gefreveltem Holz gebaut worden, sogenannte Freiheitshäuschen, wie sie heute noch in Mengerskirchen heißen. Von Thalheim meldete ein Korrespondent, daß die Steuern und Abgaben verweigert wurden.

Als ab Jan. 1849 die Schuldpfändungen von den Schultheißen auf fremde Beamte übertragen worden waren, kam es wiederum zu wilden Szenen: In Fussingen prügelte man den Beamten, aus Niederhadamar kam er nach einem Überfall geschwärzt hervor und in Frickhofen wurde er mit Steinwürfen vertrieben, "gesteinigt", heißt es sogar in einer Meldung, sicher eine der vielen Übertreibungen damals. Im März 1849 schließlich wurde aus den Garnisonen Diez und Weilburg eine Hundertschaft Linientruppen nach Hadamar einquartiert und danach soll wieder Ruhe gewesen sein im Westerwald - bis auf ein paar Widersetzlichkeiten in Elz, April 1849. Erst 1850 ging es dann in Langendernbach wieder los. um die Schule natürlich, diesmal noch härter als 1848. Aber das ist eine neue Geschichte...