Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Aus der Fülle dieser Artikel möchten wir Ihnen - mit freundlicher Genehmigung des Verlages bzw. der jweiligen Autoren - in diesem Rahmen einige besonders interessante Beispiele zusammenstellen. Zur besseren Orientierung haben wir versucht, die jeweiligen Artikel thematisch zu ordnen.

Artikel von Heribert Heep

Entwicklung der Vereine in Frickhofen

Zur wirtschaftlichen, sozialen und politischen Situation in Frickhofen

Geschichte einzelner Familien und Personen

Zur Geschichte der Juden in Frickhofen

Weitere Themen

Die Lebensmittelkarten in Kriegs- und Nachkriegszeiten

Die bereits während des Krieges eingeführte Zuteilung der Lebensmittel wurde nach der Kapitulation beibehalten. Das Wenige, was zu verteilen war, wurde über Lebensmittelkarten rationiert. In den Nachkriegsjahren erhielt ein Erwachsener täglich zwischen 900 und 1300 Kalorien zuerkannt. 2200 Kalorien wären aber die Mindestmenge für einen arbeitenden Menschen gewesen. Ohne Schwarzmarkt. "Organisieren" und "Hamstern" hätten viele nicht überlebt. Der Hunger war das Hauptproblem der Bevölkerung, besonders im äußerst kalten Winter 1946 / 47. Erst im Laufe des Jahres 1949 war das Schreckgespenst für die meisten Deutschen bezwungen. 1950 wurden die letzten Lebensmittelkarten ausgegeben.

Direkt nach dem Kriege waren die Zuteilungsraten zunächst höher, da noch gehortete Kriegsreserven verteilt werden konnten und die Bevölkerung durch Kriegsgefallene, Kriegsgefangenschaft und Vermisste ausgedünnt war. Schließlich sanken die Rationen drastisch. Die Landwirtschaft konnte den Bedarf nicht decken. Es fehlte an Saatgut. Dünger, Vieh, Kraftfutter. Gerät, Maschinen, Kraftstoff, Arbeitskräften usw. Der nicht enden wollende Zustrom an Heimatvertriebenen trug ein Übriges dazu bei.

Lebensmittelkarten

Im Gegensatz zu den großen Städten und den Ballungsgebieten hatte man es auf dem Lande besser. In den Dörfern gab es überwiegend Landwirtschaft. Jeder hatte seinen Gemüsegarten. Im Wald konnte man sich Holz zum Heizen und Kochen besorgen. Bucheckern wurden gelesen, um daraus Öl zu pressen.

Die lebenswichtigen Grundnahrungsmittel wie Brot, Mehl, Fett, Fleisch, Milch und Butter wurden nur in bestimmten Mengen gegen entsprechende Märkchen verkauft. Sank das Angebot, sank auch die Zuteilungsmenge, die jeweils den Umständen entsprechend neu festgesetzt wurde. Brot war stets knapp und Fleisch eine Seltenheit auf deutschen Tischen. Auch andere Güter wie zum Beispiel Seife, Schuhe, Kleidung, Zigaretten, ja sogar Dienstleistungen (z. B. Schuhreparaturen) wurden oft nur gegen Märkchen verkauft bzw. ausgeführt. Der Händler schnitt die entsprechenden Märkchen aus der Lebensmittelkarte des Kunden heraus und klebte sie auf besonderen Bögen auf. So wies er den Behörden nach, welcher Verbrauch in seinem Verkaufsbereich bestand. Dementsprechend wurde er bei der nächsten Lieferung berücksichtigt.

Jedes Familienmitglied bekam seine eigene Lebensmittelkarte. Kinder, Jugendliche und Kranke wurden, was die Zuteilungsmengen betraf, begünstigt; man trug also dem Rechnung, dass sie eine eiweißreichere bzw. kalorienreichere Kost benötigten. Die Märkchen, die mit Buchstaben und/oder Ziffern gekennzeichnet waren, bezogen sich auf Sonderrationen wie Obst. Wurst. Käse oder anderes. Solche Zuteilungen waren selten und wurden vorher öffentlich bekannt gemacht. Sie waren nur so lange zu bekommen, wie der spärliche Vorrat reichte. Viele Menschen standen vergeblich in langen Schlangen vor den Geschäften in den Städten.

Landwirte und Gewerbetreibende bekamen Lebensmittelkarten, auf denen man von vorneherein Märkchen herausgeschnitten hatte. Bauern produzierten ja selbst pflanzliche und tierische Nahrung und durften diese Lebensmittel deshalb nicht kaufen.

Sie mussten sogar abgeben, was über dem Eigenbedarf lag. Da wurde so manches Stück Vieh verschwiegen oder falsch gewogen, so manches Schwein schwarz geschlachtet, so mancher Sack Getreide abgezweigt. so manches Ei beiseitegelegt. Dadurch hatte man genug zu essen und obendrein Tauschware für die Städter, die sogar mit wertvollem Familienschmuck angereist kamen, um ihn gegen Kartoffel, Butter oder Speck einzutauschen. Notzeiten haben ihre eigenen Gesetze und Regeln.

Joachim Habel