Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Veranstaltungen des KuGV Frickhofen

Der Frickhöfer Kultur- und Geschichtsverein bietet für seine Mitglieder, aber auch für andere Interessierte aus Frickhofen und Umgebung, ganzjährig Exkursionen und Veranstaltungen zu kulturellen und historischen Themen an.

Die erste Exkursion in 2014 führte zum obergermanisch-räthischen Limes ins benachbarte Hillscheid.

Mit dem Fricköfer Kultur- und Geschichtsverein auf den Spuren der Römer

KGVF-Exkursion zum Römerturm von Hillscheid

Ende Mai 2014 unternahm der Kultur- und Geschichtsverein Frickhofen e. V. eine Exkursion zum römischen Wachturm und zum Limes bei Hillscheid. Auch Nichtmitglieder waren eingeladen. Die Teilnehmer wurden von Herrn Manfred Knobloch, Angehöriger der "Limes-Cicerones", also ein ausgebildeter Natur- und Landschaftsführer mit Zertifikat, empfangen.

Teilnehmer der Exkursion
Teilnehmer der Exkursion mit "Senator" Knobloch

In eine Toga gekleidet, bei deren komplizierten Anlegen - das Tuch ist an die 6 m lang und 2,5 m breit – wir zuschauen konnten, begrüßte er uns als römischer Senator mit "Avete! Salvete!" und kredenzte den römischen Würzwein Mulsum, der mit Honig, Kräuter und Pfeffer aromatisiert war, und Moretum, Schafskäse mit Kräuter, Zwiebel und Olivenöl angemacht auf Weißbrotscheiben. Dann begann im Pavillon am Römerturm seine einstündige Powerpoint-Präsentation:

Der Limes beginnt bei Rheinbrohl (Caput Limitis), durchzieht den rheinischen Westerwald, trifft auf den Taunus, umschließt die Wetterau (fruchtbare Erde, römische Kornkammer), strebt südwärts zum Main, zieht dann über Odenwald und Schwarzwald bis nach Schwäbisch Gmünd, von hier weiter in östliche Richtung als so genannter rätischer Limes bis zur Donau bei Einig nahe Regensburg (Castra Regina). Diese Strecke ist ca. 550 km lang. Die Grenzführung wurde von über 900 Wachtürmen und ca. 100 Klein- und Großkastellen gesichert. Am Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus bestand sie nur aus Waldschneisen und Postenwegen zwischen hölzernen Wachtürmen. Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts wurde ein 3 m hoher Palisadenzaun aus oben angespitzen Baumstämmen errichtet. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viel Wald dafür vernichtet wurde. Nach und nach wurden die hölzernen Wachtürme durch Steinbauten und die erdumwallten Soldatenlager durch steinerne Kastelle ersetzt. Zu Anfang des dritten Jahrhunderts wurden verrottete Palisaden nicht mehr erneuert. Man zog einen drei Meter tiefen Spitzgraben durch die Landschaft und verwendete den Aushub für eine drei Meter hohe Wallaufschüttung dahinter. Im rätischen Abschnitt wurde mit einer Mauer aus Steinen eine gewaltige Strecke überbrückt. Die Wachtürme standen auf Sichtweite, d. h., man konnte bei Gefahr mittels Fahnen und/oder Fackeln Alarm an Kastelle weitergeben, damit von dort dann Truppen ausrücken konnten. Etwa 180 Jahre lang diente der Limes als Grenzkontrolle, war also weniger zur Abwehr von feindlichen Germanen gedacht, sondern vielmehr zur Überwachung eines friedlichen Handels und Austausches und zum Kassieren von Zöllen.

im Seminarraum
Vortrag im Seminarraum

Aber politische, wirtschaftliche und militärische Krisen im römischen Reich sowie die sich daraus ergebenden Germanenüberfälle zwangen die Römer 259/260 zur Aufgabe des Limes und ihres rechtsrheinischen Territoriums. Der Rückzug und der Untergang des römischen Reiches begann ...

Herr Knobloch gab in seinem Votrag einen allgemeinen Überblick über die Limesgeschichte und beschränkte sich dann auf den Limesabschnitt von Rheinbrohl bis zum Lahnübergang bei Bad Ems und speziell auf die Gemarkung Hillscheid, in der sieben Wachtürme und ein Kleinkastell errichtet wurden. Er zeigte mit dem Beamer Luftaufnahmen vom Grenzverlauf, Ausgrabungssituationen und interessante Fundstücke. Wir hatten Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Anschließend zeigte er uns den römischen Nutzgarten (Hortus Rusticus), wie ihn vielleicht auch Legionäre anlegten, um ihrer Ernährung die Eintönigkeit zu nehmen (Puls = Getreidebrei). Im Hillscheider Römergarten sah man Kräuterbeete, Obstbäume, Beerensträucher, Weinstöcke, dazwischen eine bronzene Faun-Skulptur und am aus Weidenranken gewundenen Zaum ein Melarium; man hörte das emsige Gesumme der Bienen und sah ihre fliegerischen Kapriolen vorm Einflugloch des aus einem hohlen Baumstamm gebauten Bienenstocks.

Danach führte uns Herr Knobloch zum ca. 16 m hohen rekonstruierten Wachturm. Die Römer verwendeten damals die am Ort vorkommenden Steine, verputzen sie aber mit weißem Kalk und malten mit Ocker Fugen zwischen imaginären weißen Steinquadern auf. Sie wollten die Barbaren beeindrucken. So bietet sich auch der heutige Turm dem Betrachter und verlangt Respekt! Ganz unten im Turm befand sich der Vorratsraum, darüber der Wohnraum für 4 – 5 Soldaten mit Betten, Feuerstelle zum Heizen und Kochen, ein Tisch, Regale, im dritten Stock unter dem Dach der Wachraum, von dem aus man auf einen Umgang mit Balustrade hinaustreten konnte. Die Soldaten stiegen aus Sicherheitsgründen über eine Leiter zum erhöht liegenden Eingang in den Turm und zogen diese dann ein. Auch im Turm selbst erreichten sie die einzelnen Stockwerke über Leitern. Heute gibt es für die Besucher einen ebenerdigen Eingang und eine Holztreppe im Inneren. Auf 16 Wandtafeln kann man beim Hinaufsteigen die römische Geschichte studieren und erhält durch Vitrinen mit Originalfunden und Nachbildungen einen guten Einblick in den römischen Alltag am Limes. Viel Beachtung fand auch eine Handmühle. Es kostete einige Kraft, den schweren Mühlstein zu bewegen, um sich mühsam das Mehl (kein weißes Feinmehl, sondern Volkornmehl mit kleinen Steinchen vom Mühlstein als Gruß an die Zähne) für das tägliche Brot zu mahlen. Ein bewaffneter Legionär im Kettenhemd, natürlich eine entsprechend ausgestattete Schaufensterpuppe, wartete in der Wachstube auf Wachablösung.

Palisaden am Limes
Palisaden am rekonstruierten Limes bei Hillscheid

Zum guten Abschluss der Exkursion fuhren wir noch zum Kleinkastell im Hillscheider Wald. Es wurde direkt hinter dem heute noch deutlich erkennbaren Limeswall mit erkennbarem vorgelagertem Graben errichtet. An Hand des rekonstruierten steinernen Grundrisses, konnte man sich eine gute Vorstellung von der Anlage machen. Unweit des Kastells befand sich ein weiterer Wachturm, aber heute auch nur die Grundmauern erkennbar.

Herr Knobloch lud uns zum Abschied zum Limesfest im September 2015 ein. Das römisch-germanische Leben am Limes wird lebendig durch ein buntes Marktreiben und Vorführungen aller Art.

Joachim Habel