Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Wenn Sie weitere Bilder von Winterfreuden in 'aal goldig Frickhofe' haben, würden wir die gern auf unserer Internet-Seite veröffentlichen.
Sendungen an: habel-klaus@t-online.de

Als es im Winter noch schneite:

Winterfreuden in Frickhofen

Damals, als die Winter noch lang und schneereich waren, da hatten die Frickhöfer Kinder monatelang ihre Freude an verschiedenen Winteraktivitäten. Das Schönste war natürlich das Schlittenfahren. Weil damals noch wenig Autos auf den Straßen fuhren – und im Winter fast gar keine -, konnten die Kinder sogar auf den Hauptstraßen ihren Rodelfreuden frönen. Als beste Rodelstrecke erwies sich die Wilsenröther Straße, die im Ort in die Egenolfstraße übergeht. Bei dem ersten frisch gefallenen Pulverschnee war allerdings noch nicht an flotte Schlittenfahrten zu denken. Aber nach einigen Tagen kam Gotthardts Josef mit einem Pferdezug aus dem Wald, der frisch geschlagene Baumstämme über die beschneite Straße ins Dorf schleifte und so den Schnee auf der Straße platt drückte. Auch das vielfüßige Getrampel der Scharen von Schlittenkindern, die nach Schulschluss die Wilsenröther Straße hochmarschierten, machte auf die Dauer die Straßen-Schneestrecke platt und glatt.

Die meisten Kinder zogen ihre Schlitten bis auf die Höhe von ‚Maria Waltrast’, um von dort die lange Rodelstrecke herunterzufahren. Auf dem ersten Steilstück nahm man Fahrt auf, verlangsamte etwas bis zum Waldstück auf dem alten Friedhof, dann ging es wieder in flotte Fahrt durchs ganz Dorf, bis die Schlittenkinder mitten im Dorf beim Kriegerdenkmal bei Weier Kobesse zum Stehen kamen.

Winterspass bei Maria Waldrast
Schneemannbauen und Schlittenfahren auf der Wilsenröther Straße vor Maria Waldrast

Manchmal ketteten die Kinder ihre Schlitten zusammen, so dass eine lange Schlange von zehn oder zwölf Schlitten entstand. Wichtig war bei dieser Fahrt, dass der erste Schlitten eine gerade Spur hielt – und nicht durch Schlangenlinien die hinteren Schlitten schleudern ließ.

Die größeren Jungs hatten sich einen Großschlitten bauen lassen, auf den bis zu zehn Personen passten. Diesen Bob zogen sie oftmals bis zum Sattelpunkt der Straße nach Wilsenroth, um dann in rasanter Fahrt ins Dorf zu rodeln.

Eine weitere beliebte Schlittenstrecke war die Straße „am Kleeberg“ im Niederdorf, wo es beim Bauer Stahl nach einer kurzen steilen Strecke auf dem Feldweg zum Auslaufen kam. Diese Strecke wurde viel befahren und war deshalb auch schneller glatt und schnell.

In Frickhofen war ein bestimmter Vorsicht-Ruf der Schlittenkinder üblich: „Achtung – der Lichtmann kommt!“ war eine spätere Variation. Die verbreitetste Version hieß: „Aaron, der Liebmann kommt!“ Aaron und Liebmann Hofmann waren zwei jüdische Viehhändler, die in der Lange Str. Nr. 1 und 3 wohnten. Als einmal der Liebmann von einer Viehhandelstour aus dem Dorf kam und vom Tod eines Juden in der Vordergass erfahren hatte, rief er mehrfach und schon von weitem seinem Bruder zu: „Aaron, der Liebmann kommt. Der Sußmann ist gestorben.“ Diesen Ruf haben die damaligen Schulkinder von 1900 aufgeschnappt und ihn dann als Achtungsruf beim Schlittenfahren verwendet.

Ein weiterer Winterspaß bestand im Schlittschuhlaufen. Das funktionierte besonders gut, wenn auf den Straßen die unterste Schicht vereist war.

Gelegentlich konnte man auch auf überfrorenen Wiesen Schlittschuhlaufen. So gab es eine Wiese gegenüber vom Betonwerk Rick, was später Hirschau war. Die war manchmal im Februar/März zugefroren, wenn der Bauer die Wiesenfläche schon für das Frühjahrswachstum überflutet hatte und es noch einmal richtig kalt geworden war. Dann sind wir über die Bahngleise gegangen, erzählt Hedwig Schardt (damals Kerberger), und schon konnten wir auf der großflächigen Eisebene lange schlittschuhlaufen.

Hubert Hecker