Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

"Frickhöfer Tag"

im Hessenpark

Der Hessenpark feiert in diesem Jahr sein 40jähriges Jubiläum. Ein besonderes Schmuckstück in diesem Freilichtmuseum stellt das alte Rat- und Schulhaus aus Frickhofen dar.

Im Rahmen des Hessenpark-Jubiläums soll daher am 12. Juli 2014 das alte Rat- und Schulhaus aus Frickhofen besonders im Mittelpunkt stehen.

Dabei geht es aber nicht nur um das Gebäude, sondern auch um die Gemeinde aus der es stammt. An diesem Tag ist daher der Eintritt für Besucher aus Frickhofen frei und es besteht die Möglichkeit zu verschiedenen Veranstaltungen und einer Feier.

Weitere Bilder zum alten Rat- und Schulhaus finden Sie auch in unserer Bildergalerie.

Hausbesuch beim Frickhöfer Rat- und Schulhaus im Hessenpark

Am 14. Februar 1964, also vor 50 Jahren, beschloss die Frickhöfer Gemeindevertretung, das alte Rat- und Schulhaus im Ortkern abreißen zu lassen. Anschließend begann ein Tauziehen zwischen Behörden und Parteien darüber, ob der Abbruch des denkmalgeschützten Hauses berechtigt und sinnvoll wäre. Gegner und Befürworter des Abrisses standen sich auf allen Ebenen unversöhnlich gegenüber, ein Riss von Pro und Kontra ging auch durch die Gemeinde.

Ortskern Frickhofen vor 1950
Ortskern Frickhofen mit Rathaus und Kirche vor 1950

Die Abriss-Gegner argumentierten mit dem kulturhistorischen Wert dieses etwa um 1740 gebauten Amtshauses: eines der schönsten Fachwerkhäuser im Westerwald, ein kostbares Baudenkmal der Barockzeit, zugleich als Herz-Stück der Gemeinde ein Kristallisationspunkt der historischen Identität von Frickhofen.

Die Abbruch-Befürworter sahen in dem damals heruntergekommenen Bauwerk einen optischen Schandfleck im Zentrum des Ortes sowie ein Hindernis für den zunehmenden Straßenverkehr. Die Gemeindevertreter argumentierten auch damit, dass die Gemeinde mit Blick auf die zukommenden kommunalen Aufgaben die Verausgabung von 30.000 DM für eine grundlegende Sanierung des "verfallenen Gebäudes" nicht verantworten könnte.

Der Abriss

Nach jahrelangem Hin und Her erteilte der zuständige Regierungspräsident in Darmstadt am 10. September 1968 die Abbruchgenehmigung mit der Auflage, "dass eine sorgfältige Bergung aller erhaltenswerten Fachwerkteile durch die Dienststelle der Landeskonservators ermöglicht" werde.

Die Abbrucharbeiten wurden von Facharbeitern des Staatshochbauamtes in Weilburg unter Aufsicht des Landeskonservators vorgenommen. Nach dem Abtragen des Schieferdaches entfernte man die Lehmfüllungen zwischen den Balken und dann das gewundene Holzflechtwerk aus den Gefachen. Das freigelegte, mit Holzstiften verzapfte Balkenwerk wurde nach der Nummerierung abgebaut und mit einer holzerhaltenden Flüssigkeit imprägniert. Das so präparierte stabile Holz-Sklett des Rathauses verbrachte man zur Aufbewahrung in ein Lagergebäude des Weilburger Schlosses.

Postkarte
Ansichtskarte - Bürgermeisterei Frickhoen

Der Platz, wo 230 Jahre lang das Frickhöfer Rathaus gestanden hatte, wurde anschließend eingeebnet und gepflastert. Gleichzeitig erhielt der gegenüberliegende Kirchplatz ein neues Pflastersteinbett aus Beton. Schließlich nutzte man die Gelegenheit, um die vorbeiführende Ortsstraße zu asphaltieren. Zusammen mit den 6.000 DM Abrisskosten hatten alle diese Erneuerungsmaßnahmen ca. 90.000 DM gekostet. Dafür hatte man einen Parkplatz für eine Handvoll PKWs gewonnen. Die geplante Begradigung der Straßenführung, die bei der Abbruch-Diskussion auch eine Rolle gespielt hatte, wurde nicht realisiert.

Schon bei der Abrissgenehmigung mit der Bergungsauflage aller strukturrelevanten Teile war die Behörde von dem Gedanken geleitet, dass das westerwaldtypische Haus irgendwann einmal als Museumsgebäude wieder aufgebaut werden sollte. Zum damaligen Zeitpunkt hatte man schon erste Überlegungen dazu angestellt, ein zentrales Freilicht-Museum für Hessen aufzubauen. Im Jahre 1974 war es dann soweit. Im Ortsbereich von Neu-Anspach wurde der erste Spatenstich für das Projekt getätigt. Seither wird dort - nach Regionen gegliedert - ein Querschnitt von hessischen Haus- und Hofanlagen geboten. Unser Frickhöfer Rat- und Schulhaus hat man 1978 wieder aufgebaut und meisterlich restauriert, so dass das schmucke Fachwerkhaus in altem Glanz erstrahlt und seither als das Paradestück für die Anlagen der ‚Region Mittelhessen’ gilt.

Jubiläum Hessenpark

Der Hessenpark feiert in diesem Jahr sein 40jähriges Jubiläum. Die über 100 Gebäude des Freilichtmuseums aus allen Teilen Hessens sollen dabei besonders gewürdigt werden. "Das Rat- und Schulhaus aus Frickhofen stellt dabei einen wesentlichen Bestandteil dar", schrieb die Hessenparkverwaltung an den hiesigen Bürgermeister. "Wir möchten unser Jubiläum nutzen, den Kontakt zu den jeweiligen Herkunftsgemeinden unserer Häuser zu intensivieren und diese Verbundenheit auch im Rahmen von Veranstaltungen für ein breites Publikum zum Ausdruck zu bringen."

Abbruch altes Rathauses
Abbruch altes Rathaus 1968

"Unser Angebot an Sie: Wir stellen Ihnen und Ihrer Gemeinde für Samstag, den 12. Juli, eine vorbereitete Hofanlage zum Feiern zur Verfügung. Alle Einwohnerinnen und Einwohner, die Sie an diesem Tag mit ins Museum bringen, haben freien Eintritt."

Wir erwarten allerdings von Ihnen auch eine kleine Gegenleistung, nämlich dass Sie unseren und Ihren Gästen etwas von der Besonderheit Ihres Ortes vermitteln, wobei Sie in der Art der Darstellung ganz frei sind. Außerdem sollen in einem ‚Erzählcafé’ drei bis vier Leute von dem Frickhöfer Rat- und Schulhaus erzählen, von dessen Geschichte und Nutzung sowie der Zeit und den Umständen beim Abbau des Gebäudes.

12. Juli 2014 - Frickhöfer Tag im Hessenpark

Die Gemeinde Frickhofen geht gern auf das Angebot des Hessenparks ein. Seit Februar beschäftigt sich eine Vorbereitungsgruppe unter Federführung des Kultur- und Geschichtsvereins mit dem Thema. Dabei werden in Zusammenarbeit mit anderen Ortsvereinen die Darbietungen erarbeitet, mit denen wir unseren Ort vor den Besuchern des Hessenparks am 12. Juli präsentieren. Das wird auf dem Platz vor dem Frickhöfer Rat- und Schulhaus stattfinden. Bürgermeister Höfner und die Vorbereitungsgruppe hoffen natürlich, dass am 12. Juli auch viele Frickhöfer unter den Hessenpark-Besuchern sein werden. Wie gesagt: der Eintritt ist an diesem Tag für uns frei, ein Bus wird organisiert – und selbstverständlich sind auch die Bewohner der anderen Ortsteile Dornburgs dazu eingeladen. Der genaue Zeitrahmen wird noch bekanntgegeben, aber schon jetzt sollte man den 12. Juli im Terminkalender vormerken.

Zu einem weiteren Vorbereitungstreffen lädt der Kultur- und Geschichtsverein für Mittwoch, den 2. April, um 16 Uhr in den Gasthof ‚Zum Kochlöffel’ ein - zu einem ‚Erzählcafé’. Dort können die Frickhöfer, die Nutzung, Verfall und Abriss des alten Rathaus noch erlebt haben, darüber bei Kaffee und Kuchen erzählen. Die damaligen Erfahrungen und Meinung zu Streit und Umstände des Abbruchs sollen in dieser Erzählrunde schon mal zusammengetragen werden. Dazu sind alle Interessierten eingeladen. Darüber hinaus stellen wir auf der Seite www.geschichtsverein-frickhofen.de einen längeren Aufsatz von Klaus Bär über die Umstände des Rathaus-Abbruchs ein.

Hubert Hecker